25.06.-01.07.1862: Die Sieben-Tage-Schlachten
Nachdem er sich und die riesige Unionsarmee seit Herbst des vergangenen Jahres im Großraum Washington vorbereitet und trainiert hatte, machte sich General George McClellan im März 1862 endlich auf den Weg, um die konföderierte Hauptstadt Richmond einzunehmen und mit einem einzigen gewaltigen Feldzug die Rebellion und damit den Krieg zu beenden.
Mit einer gewaltigen Aktion verlud er 121.500 Männer, 15.000 Pferde, 1.150 Wagen, rund 200 Kanonen und tonnenweise Material auf Schiffe, ließ sie an die östliche Spitze der sogenannten Virginia-Halbinsel (engl: Virginia Peninsula) bringen und bei Fort Monroe an Land setzen. Die Halbinsel wird durch die Mündungen der beiden großen Flüsse York River und James River gebildet, hat eine längliche Form und ist zwischen 10 und 20 km breit. An ihrem "Festland-Ende" liegt die Stadt Richmond, Virginia.
Major Geneneral George B. McClellan, USA / Übersichtskarte von McClellan's Landung bei Fort Monroe an der Spitze der Virginia-Halbinsel bis zur Ankunft vor der Stadt Richmond, wohin sich die konföderierte Armee von General Johnston zurückgezogen hatte. Ein Teil der Unions-Kräfte wurde zudem über den York River herangeführt. Ein paralleler Vorstoß der US-Marine über den James River auf Richmond war nicht erfolgreich.
Weitere Kräfte sollten McClellan auf dem Landweg zwischen Washington und Richmond auf Abruf bereitstehen, sodass Richmond von zwei Seiten angegriffen werden konnte. Jedoch wurden diese Truppen durch Thomas "Stonewall" Jackson's Feldzug im nahen Shenandoah-Tal so sehr beschäftigt, dass sie Lincoln zuletzt sogar zum Schutz von Washington zurückbehielt.
Am 4. April machte sich McClellan mit seiner riesigen Armee vom schützenden Hafen aus auf den rund 120 km langen Weg nach Richmond. Aber er ging äußerst zögerlich vor, hielt sich lange mit der Belagerung von längst aufgegebenen konföderierten Stellungen auf und fürchtete fortwährend, einem noch stärkeren Gegner gegenüberzustehen.
Als er nach sieben Wochen endlich die Glocken der Kirchen von Richmond hören konnte, kam es unmittelbar vor der Stadt am 31. Mai und 1. Juni zur "Schlacht von Seven Pines", in der die wesentlich kleinere konföderierte Armee McClellan's "schleichenden Riesen" zum Stillstand brachte. Der Vergleich von David gegen Goliath ist hier durchaus erlaubt.
Das Schicksal wollte es, dass der kommandierende konföderierte General, Joseph E. Johnston, in dieser Schlacht verwundet wurde und durch einen Mann ersetzt wurde, der es wie kein Zweiter verstehen sollte, eine Armee zu führen: General Robert E. Lee.
General Joseph E. Johnston, CSA / General Robert E. Lee, CSA
Lee begann auch sofort damit: er hielt McClellan in den Stellungen um Richmond fest, und im Hintergrund organisierte er die Armee durch und baute sie auf über 60.000 Mann auf. Mit Jackson's Männern aus dem Shenandoah-Tal, die er herbeirief, kam er auf 92.000 Mann, die größte Armee die die Konföderation je haben sollte. Sein Ziel war es, McClellan von Richmond und aus Virginia zu vertreiben, um die Gefahr von der Hauptstadt zu nehmen.
Am 25.06.1862 startete Lee eine bis dahin beispiellose Folge kleiner und mittlerer Schlachten, acht an der Zahl in sieben aufeinanderfolgenden Tagen, in denen er McClellan's riesige Armee teilweise angriff, teilweise auch nur täuschte, und so den überlegenen Gegner in Schach hielt. Der Unions-General selbst bekleckerte sich auch diesmal nicht mit Ruhm. So hielt er sich tagelang von seiner Truppe entfernt auf, ohne generelle taktische Befehle zu hinterlassen oder wenigstens einen Stellvertreter im Kommando zu benennen.
Lee raubte ihm mit seinen ständigen, teilweise gleichzeitig an mehreren Stellen geführten Angriffen den letzten Nerv, sodass McClellan schließlich den ursprünglich völlig überlegenen Marsch auf Richmond endgültig aufgab und sich mit der Armee etwa 40 km bis zur Mündung des James River bei Harrison's Landing zurückzog, wo er unter dem Schutz der Unions-Marine unangreifbar war. Wochen später verschiffte er Männer, Tiere und Ladung zurück nach Washington.
Diese sieben Tage, beginnend mit dem 25. Juni 1862, in denen sich die Konföderation unter der Führung von General Lee mit einem gewaltigen Kraftakt von dem drohenden Untergang befreit und den Feind außer Landes geworfen hatte, zeigten eindrucksvoll, dass die Konföderation alles andere als leicht zu besiegen sein würde. Und sie zeigten, mit welcher Imbrunst die Konföderierten für ihr Land und ihre Sache kämpften, im krassen Gegensatz zu dem zwar bei seinen Soldaten ungemein beliebten, aber im Schlachtfeld ineffektiven Major General George B. McClellan.
General Lee sollte übrigens seine "Army of Northern Virginia" bis zur Kapitulation am 9. April 1865 führen. Lincoln, der von McClellan sehr enttäuscht war, ließ unter Major General John Pope im Norden von Virginia eine neue Armee aufstellen, um Richmond nun von Norden her anzugreifen, was in der 2. Schlacht von Manassas am 28. bis 30. August gegen Lee kläglich scheiterte. McClellan erhielt im September eine zweite Chance, gegen Lee anzutreten, konnte ihn bei Antietam in Maryland aber wieder nicht besiegen. Als er sich dann auch noch weigerte, die sich zurückziehende Armee von Lee zu verfolgen, wurde er von Lincoln endgültig aus dem Kommando gejagt.
Mehr zu diesen Ereignissen folgt inb zeitchronolischer Abfolge.