19.-20.09.1863 - Die Schlacht von Chickamauga, GA

 

"Chickamauga" - wie spricht man das denn aus ?

Lautsprache: "Tschickamooga", mit hohlem "oo", so als hätte man eine heiße Kartoffel im Mund.

 

"Chickamauga" - was ist das denn ?

Das ist der Name eines kleinen Flüsschens im nördlichsten Georgia, nicht weit von der Grenze nach Tennessee.

 

"Chickamauga" - was bedeutet das denn ?

Das weiß man nicht so genau. Es gibt zahlreiche Deutungen, aber immer wieder nimmt an, dass der Name aus der Sprache der Cherokee-Indianer stammt und soviel bedeutet wie "Fluss des Todes". Und diesem Namen sollte er an jenen beiden Tagen im September wahrlich gerecht werden.

 

Zur Lage:

Durch den kampflosen Tullahoma-Feldzug hatte US-Major General William Rosecrans mit der Cumberland-Armee die konföderierte Tennessee-Armee unter General Braxton Bragg aus Tennessee vertrieben und den wichtigen Eisenbahnknoten Chattanooga, TN für die Union gesichert. Bragg lagerte keine 20 km südlich der Staatsgrenze in Georgia und suchte nach einer Möglichkeit, Rosecrans doch noch zur entscheidenden Schlacht herauszufordern. Denn er wollte natürlich Chattanooga zurückgewinnen.

 

General Braxton Bragg, CSA, Tennessee-Armee / MajGen William S. Rosecrans, USA, Cumberland-Armee

 

Bragg schickte seinen Kavallerie-Führer Brigadier General Nathan Bedford Forrest aus, das zu tun, was dieser am Besten konnte: die Versorgungslinien der Union anzugreifen und dort möglichst hohen Schaden anzurichten. Sollte er damit Erfolg haben, musste Rosecrans reagieren: entweder indem er Forrest verfolgte und davon abhielt, weiteren Schaden anzurichten (was ihm angesichts der unglaublichen Schnelligkeit von Forrest kaum gelingen würde), oder indem er die Flucht nach vorne antrat und Bragg's Hauptarmee direkt angriff.

Bragg - bekanntlich ein Günstling von Präsident Davis - hatte zwischenzeitlich in Richmond um Verstärkung gebeten, und Davis hatte ihm 15.000 Mann aus Lee's Armee nach Westen geschickt, nachdem Lee in Virginia nach der schweren Schlacht von Gettysburg die nächste Zeit keine größeren Schlachten erwartete: Lee's gesamtes 1. Corps unter Lieutenant General James Longstreet. Ein Fußmarsch von Virginia nach Nord-Georgia würde zu lange dauern, also benutzte man die Eisenbahn. Weil nun aber die Union schon zahlreiche Abschnitte der direkten Bahnverbindung unter ihrer Kontrolle hatten, führte sie der Weg weit ausholend über South Carolina. Dieser Transport von Männern, Pferden, Wagen, Kanonen und allem Zubehör über mehr als ein Dutzend Strecken verschiedener Bahngesellschaften war bis dahin ohne Beispiel.

 

MajGen Nathan Bedford Forrest, CSA, Kavallerieführer / LtGen James Longstreet, CSA, 1. Corps der Nord-Virginia-Armee, abgestellt zu Bragg's Tennessee-Armee

Und Davis unterstützte Bragg noch mehr. Er erweiterte dessen Befehlsbefugnis auch auf die Gebiete von Ost-Tennessee, sodass Bragg den dortigen Kommandeur Major General Simon B. Buckner mit seinen 17.000 Mann herbeiholen konnte. Insgesamt standen Bragg damit rund 65.000 Mann zur Verfügung. Rosecrans auf der anderen Seite hatte rund 60.000 Soldaten.

Bragg's Plan, Rosecrans herauszufordern, ging auf. Nach gründlicher Planung überschritt die US-Armee an mehreren Stellen den Tennessee-Fluss südwärts und machte sich daran, die konföderierte Armee von zwei Seiten anzugreifen. Das Gelände war hügelig, durchweg bewaldet, und deshalb relativ unübersichtlich. Aber die konföderierte Kavallerie kannte sich gut aus und war wachsam.

 

Ich will auch hier nicht mit Einzelheiten der Schlacht langweilen und fasse deshalb nur zusammen: Die Schlacht dauerte zwei Tage und war grausam. Durch die Natur des Geländes zerfiel der Kampf in zahlreiche einzelne Aktionen. Häufig entstanden Gefechte an Stellen, an denen niemand damit gerechnet hatte, weil sich plötzlich zwei gegnerische Verbände begegneten. Die beiden führenden Generäle hatten ziemliche Mühe, die Übersicht zu behalten und das Geschehen zu lenken.

Am zweiten Tag machte US-Major General Rosecrans einen verhängnisvollen Fehler. Aus den eintreffenden Meldungen meinte er zu erkennen, dass in seiner Linie eine größere Lücke entstanden war, weil sich zwei benachbarte Brigaden zu weit voneinander entfernt hatten. Er zog eine weitere Brigade von einem Flügel ab und schickte sie dorthin, um die Lücke zu stopfen, die es aber in Wirklichkeit garnicht gab. Die Folge war, dass sich die Männer dort förmlich gegenseitig im Weg standen und stattdessen an der anderen Stelle eine tatsächliche Lücke aufgetan wurde.

Die Konföderierten erkannten den Fehler sofort und stießen mit aller Kraft in diese Lücke hinein. Dies ließ den größten Teil von Rosecrans' Front zusammenbrechen. Rosecrans befahl den allgemeinen Rückzug nach Chattanooga, um seine Armee zu retten. Dieser Rückzug wurde teilweise sogar zur kopflosen Flucht. Dass die noch immer nachstoßenden Südstaatler nicht noch mehr Schaden anrichten konnten, hatten sie einem Mann zu verdanken, von dem später noch zu hören sein wird: US Major General George Thomas (in FiS einmal von Präsident Lincoln lobend erwähnt). Dieser hielt mit seiner Division eine Felsformation und deckte damit den Rückzug, solange es ging. Hieraus begründete sich sein späterer Beiname "Rock of Chickamauga".

MajGen George Thomas, USA

Die Konföderierten unter Braxton Bragg hatten die Schlacht also klar gewonnen. Sie hatten höhere Verluste durch Gefallene (2.312) oder Verwundete (14.674) im Vergleich zur Union (1.657 bzw. 9.756), aber sie machten deutlich mehr Gefangene (4.757 gegen 1.468 ). Das Haupt-Ziel, die Rückgewinnung von Chattanooga, war jedoch nicht erreicht. Dorthin hatte sich Rosecrans zurückgezogen und verschanzt. Bragg musste also noch etwas unternehmen.

Leider ließ Bragg auf das gute Ergebnis dieser Schlacht keine ebenso guten Leistungen folgen. Alle nachrangigen Generäle forderten von ihm, dass er bald möglichst Rosecrans direkt in Chattanooga angreifen und endgültig schlagen solle, zumal die US-Armee nun schwer angeschlagen war. Aber der launische Bragg nahm die Ratschläge nicht an, ruhte sich auf seinem Erfolg aus und zögerte. Natürlich wurde die Zeit genutzt, um die ebenfalls schwer angeschlagene Südstaatenarmee wieder aufzubauen. Schließlich befahl Bragg, die Stadt nicht anzugreifen sondern zu umstellen und zu belagern. Man wollte Rosecrans' Armee förmlich aushungern.

 

Ein Blick voraus:

Die Belagerung war zunächst erfolgreich. Von der Versorgung abgeschnitten, zeigte sich Rosecrans immer weniger in der Lage, den Oberbefehl zu führen, und die zur Untätigkeit verdammten US-Soldaten begannen, ihre Pferde und Maultiere zu opfern, um etwas zu Essen zu bekommen. Bragg hatte Truppen und Geschütze auf den Hügeln rund um die Stadt platziert. Die Forderung seiner Generäle nach einem entscheidenden Zugriff wurden immer lauter, und es gab mehrere Eingaben in Richmond, Bragg aus dem Kommando zu entfernen.

Doch Davis stützte seinen Freund auch diesmal. Mit dieser Rückenstärkung griff Bragg auf seine Weise durch: er setzte die Corps-Kommandeure Leonidas Polk und Stephen D. Lee kurzerhand ab und schickte Longstreet mit Buckner nach Knoxville in Ost-Tennessee gegen US-Major General Ambrose Burnside aus. Der Kavallerist Nathan Bedford Forrest sagte offen, niemals mehr unter Bragg dienen zu wollen. Bragg nahm ihm daraufhin seine Männer weg und schickte ihn in den Westen, um neue Leute zu rekrutieren und auszubilden.

Mit dieser Aktion hatte es sich Bragg so ziemlich mit der gesamten Armeeführung verdorben. Nur Davis und der Erfolg von Chickamauga sprachen noch für ihn. Und seine Untätigkeit gegen Rosecrans sollte sich noch rächen. Denn die Union blieb natürlich nicht untätig. Zwar konnte Rosecrans nichts unternehmen (er entwickelte sich auch zunehmend vom Kommandeur zum "Kaninchen").

Aber Lincoln hatte einen besseren Mann im Westen, dem er ein Rettungskommando übertragen konnte: Major General Ulysses S. Grant, kürzlich siegreich in Vicksburg. Lincoln beförderte Grant zum Oberkommandeur aller Truppen im Westen (also auch über Rosecrans' gefangene Cumberland-Armee). Grant gab daraufhin seine Tennessee-Armee an Major General William T. Sherman ab und ersann einen Plan, Rosecrans's Männer aus der Belagerung zu befreien und Bragg zu schlagen.

Im November sollte ihm auch das gelingen. Davon werde ich natürlich berichten.