14.-17.09.1864 - Ein Festmahl für die hungernden Konföderierten

 

Nach einem Bericht von General Lee vom 22.08.1864 gehen die Getreidevorräte der konföderierten Armee bei Richmond und Petersburg zur Neige. Auch andere Grundnahrungsmittel wurden immer knapper. Besonders bedrohlich war die Lage auch deshalb, weil die Zerstörungen von US-MajGen Sheridan im Shenandoah-Tal den so dringend benötigten Nachschub ausbleiben ließen. Die Furcht vor einer Hungersnot im langsam näher kommenden Winter war groß. Man gab sich ja ohnehin schon mit sehr wenig zufrieden. Von saftigem Fleisch wagte da niemand mehr zu träumen.

Da brachte ein konföderierter Späher am 5. September eine interessante Nachricht in das Hauptquartier des Kavallerie-Chefs MajGen Wade Hampton. Er hatte eine Rinderherde gesichtet, und zwar nicht irgendeine, sondern eine riesige Herde zur Versorgung der US-Armee mit frischem Fleisch. Bewacht von nur 120 Soldaten und ein paar Zivilisten, stand diese Herde auf Weiden keine zehn Kilometer von Grant's Hauptquartier am unteren James River entfernt, wohin sie mit Transportschiffen aus dem Norden gebracht worden waren. Es war besser für die Zubereitung, die Rinder lebend zur Armee zu bringen und dort nach Bedarf zu schlachten, als das Fleisch schon im Norden auszulösen und mit Pökelsalz haltbar zu machen.

MajGen Wade Hampton III., CSA, Kavallerie-Kommandeur

Wade Hampton witterte eine einmalige Chance. Er sammelte 3.000 Reiter um sich, darunter auch einige "erfahrene Vieh-Diebe aus Texas". Am 14. September ritt er heimlich los, überquerte den Blackwater River an einer Stelle, von der aus die Union keinen Angriff erwartete, und ließ die dortige Brücke für den Rücktransport wieder aufbauen. Am 16. September griffen seine Leute die Herde und ihre wenigen Bewacher von drei Seiten an. Innerhalb eines Tages erbeuteten sie 2.468 Rinder, 11 Wagen mit Ausrüstungen und 304 Gefangene. Die eigenen Verluste waren dagegen gering.

Zeichnung "The Great Cattle Raid at Harrison's Landing" zeigt konföderierte Soldaten beim Zusammentrieb der Rinder

Dieser Raubzug - im militärischen Sinne kaum als "Schlacht" zu bezeichnen - war ein außergewöhnlicher Erfolg für die Konföderation und wird seitdem "Beefsteak Raid" (Rundfleisch-Überfall) genannt. Der Union tat der Verlust der Ringer nicht besonders weh, sie konnte die Tiere ohne allzu große Mühen erseten und bewachte sie nun besser. Aber auch die Konföderierten hatten nicht lange Freude daran, denn es fehlte ihnen an Futter für die Rinder. Also mussten sie die Tiere so bald wie möglich schlachten und auch verzehren, bevor das Fleisch verdarb.

Für einige Tage gab es also plötzlich für die Südstaatler fast mehr Fleisch als man essen konnte. Die Soldaten in den Schützengräben machten sich über ihre Gegenüber von der Union lustig und luden sie scherzhaft zum Essen ein. Doch schon bald stellte sich der alte Versorgungsmangel wieder ein.

 

Als Abraham Lincoln davon erfuhr, nannte er es den

...gewitztesten Viehdiebstahl, von dem ich je ge­hört habe.

 

1966 wurde hieraus sogar ein Hollywood-Film gemacht: "Alvarez Kelly" mit William Holden und Richard Widmark.