15.11.-21.12.1864 - Sherman's Marsch zum Meer - Teil 3
Bevor US-MajGen William Tecumseh Sherman seinen ungewöhnlichen Marsch nach Savannah erfolgreich abschließen konnte, musste er noch ein Hindernis überwinden.
Savannah
Am 10. Dezember erreichten die ersten von Sherman's Einheiten die Außenbezirke der florierenden und mondänen Hafenstadt Savannah an Georgia's Atlantikküste. Sie entdeckten jedoch, dass der konföderierte LtGen Hardee 10.000 Männer in guten Stellungen postiert hatte, um die Stadt zu schützen. Außerdem hatte er die umliegenden Reisfelder fluten lassen, sodass man nur über wenige schmale Pfade zur Stadt gelangen konnte. Erst am 13. Dezember gelang es Sherman's Einheiten, ein wichtiges Fort weiter westlich einzunehmen. Erst jetzt konnte Verbindung mit den Schiffen der US-Marine vor der Stadt aufgenommen werden, die dringend benötigtes Material bereit hielten, unter anderem Belagerungsgeschütze.
MajGen William T. Sherman, USA, Oberkommandierender im Westen / LtGen William J. Hardee, CSA
Am 17. Dezember sandte Sherman eine Nachricht an Hardee in der Stadt (diese und alle anderen Übersetzung durch mich):
Ich habe bereits Kanonen erhalten, die schwere und zerstörerische Schüsse bis in das Herz Ihrer Stadt abgeben können. Daneben habe ich seit mehreren Tagen die Kontrolle über sämtliche Straßen, über die die Bewohner und die Garnison von Savannah versorgt weden können. Und deshalb sehe ich mich in dem Recht, die Kapitulation der Stadt Savannah und der zugehörigen Forts zu verlangen und eine entsprechende Zeit auf Ihre Antwort zu warten, bevor schweres Feuer eröffnet wird. Sollten Sie diesem Vorschlag folgen, bin ich bereit, den Bewohnern und der Garnison liberale Bedingungen zu gewähren. Sollte ich aber gezwungen sein, zum Angriff überzugehen, oder den langsameren und sichereren Weg des Aushungerns zu beschreiten, sehe ich mich berechtigt, mich der härtesten Methoden zu bedienen, und werde wenig unternehmen, meine Armee im Zaum zu halten, welche darauf brennt, für den gewaltigen Fehler Rache zu nehmen an Savannah und anderen großen Städten, die vorherrschend waren, unser Land in den Bürgerkrieg zu ziehen.
Hardee beschloss, sich nicht zu ergeben sondern sich und seine Männer in Sicherheit zu bringen. Am 20. Dezember führte er sie über den Savannah River nach South Carolina. Am nächsten Tag überbrachte der Bürgermeister von Savannah die Kapitulation der Stadt unter der Bedingung, dass die US-Armee den Bürgern und ihrem Eigentum keinen Schaden zufügte. Sherman akzeptierte und besetzte die Stadt noch am gleichen Tag.
Erstes Lebenszeichen nach 36 Tagen
Am 21. Dezember schickte Sherman das berühmt gewordene Telegramm an Präsident Lincoln:
Ich bitte, Ihnen die Stadt Savannah als Weihnachtsgeschenk überreichen zu dürfen, mit 150 Kanonen und reichlich Muntion, des Weiteren mit rund 25.000 Ballen Baumwolle.
Am 26. Dezember antwortete Lincoln in einem sehr persönlich gehaltenen Brief an Sherman:
Vielen, vielen Dank für Ihr Weihnachtsgeschenk - die Einnahme von Savannah. Als Sie Atlanta nach der Küste verlassen haben, war ich besorgt, um nicht zu sagen, von Angst erfüllt. Aber ich erinnerte mich, dass Sie die besseren Kenntnisse haben, und gemäß der Weisheit "kein Gewinn ohne Risiko", ließ ich Sie gewähren. Nun, nachdem das Unternehmen erfolgreich war, gebührt Ihnen der gesamte Ruhm, zumal ich glaube, dass niemand von uns weiter gegangen ist, ein solches Ziel zu erlangen. Und wenn man es mit der Arbeit von General Thomas so addiert, wie es gewertet werden sollte, ist es tatsächlich ein großartiger Erfolg. Es ist nicht nur der offensichtliche, unmittelbare militärische Vorteil, sondern die Welt muss erkennen, dass eine Armee zu teilen, den stärkeren Teil einer wichtigen neuen Aufgabe zuzuführen, und dennoch genug Kräfte zu haben, den alten Gegner - Hood's Armee - vollständig aufzureiben, jene die in Dunkelheit verharrten das helle Licht sehen lässt. Aber was nun? Ich denke, es ist besser, wenn dies durch General Grant und Sie selbst entschieden wird. Bitte geben Sie meine dankbare Aufwartung an Ihre gesamte Armee weiter, Offiziere und Männer.
Von Savannah aus hätte Sherman seine Männer mit Schiffen an die Küste von Virginia verlegen lassen können. Aber erneut hegte er seine eigenen Pläne und wählte den Landweg. Noch im Januar 1865 begann er, durch South und North Carolina zu ziehen, um den Nachdruck des "Totalen Krieges" noch zu verstärken. Insbesondere South Carolina sollte für seine Vorreiterrolle in der Sezession zur Kasse gebeten werden. An General Halleck in Washington schrieb Sherman am 24. Dezember:
Wir kämpfen nicht nur gegen Armeen, sondern gegen eine feindliche Bevölkerung. Und wir müssen Alte und Junge, Reiche und Arme dieselbe harte Hand des Krieges spüren lassen wie ihren aufgestellten Armeen. Ich weiß, dass mein kürzlicher Zug durch Georgia in dieser Hinsicht einen wundervollen Effekt erbracht hat. Tausende, die durch lügnerischen Zeitungen zu dem Glauben verführt worden sind, dass wir zu gegebener Zeit geschlagen sein würden, erkannten die Wahrheit und verspüren nun keinen Drang, diese Erfahrung zu wiederholen.
Auswirkungen damals und bis heute
Sherman's Kriegsführung durch Georgia wurde seit jener Zeit äußerst kontrovers gesehen, und der General wurde insbesondere im Süden für viele Jahrzehnte leidenschaftlich geschmäht. Sklaven sahen ihn zumeist als Befreier, und etwa 10.000 schlossen sich spontan seinen Armeen an.
Der Marsch zur See war für Georgia und die Konföderation vernichtend. Sherman selbst schätzte den angerichteten Schaden auf 100 Millionen Dollar (heute rund 1,4 Milliarden), wobei nur ein Fünftel der Union durch Requirierungen zugute kam, der große Rest war nur Vernichtung. 500 Kilometer Bahnstrecken und zahlreiche Brücken wurden zerstört. 5.000 Pferde, 4.000 Maultiere und 13.000 Rinder wurden mitgenommen, dazu 5 Tonnen Getreide und 6 Tonnen Futter. Die Zahl der niedergebrannten Baumwollschuppen und Mühlen wurden nie gezählt.
Durch die nachhaltige Zerstörung der Infrastruktur konnte Georgia der Konföderation von nun an weder Nahrungsmittel noch weitere Waffen aus den Fabriken von Atlanta liefern. Auch der Transport aus den südlicheren Staaten Alabama bis Louisiana nach Virginia war nun unterbrochen. Das Ende des Krieges wurde absehbar.
Kurz nach Grant sollte MajGen Sherman im Mai die Kapitulation von General Joseph E. Johnston entgegennehmen und später auf der großen Siegesfeier in Washington an der Spitze seiner Armeen reiten. Als sein Freund im Jahr 1869 das Amt des US-Präsidenten antrat, übernahm Sherman Grant's bisherigen Posten als Oberkommandierender aller US-Truppen. Im Norden wurde und wird er seitdem als einer der großen Helden des Bürgerkriegs gefeiert.
Im Süden dagegen - zumal in Georgia - hat der Teufel noch heute das stoppelbärtige, rot-haarige Gesicht von William T. Sherman.